Hallo, hier schreiben Johannes Klingebiel und Dirk von Gehlen aus dem Innovationsteam der SZ. Dieser Newsletter ist eine Sammlung von Gedanken und Themen, die uns derzeit beschäftigen.
Bei Fragen, Ideen oder Lust auf einen gemeinsamen virtuellen Kaffee, einfach antworten! ✌🏻
Projektbedingt musste dieser Newsletter leider eine etwas längere Pause einlegen und diese Ausgabe ist sozusagen auch das Ende einer virtuellen ersten Staffel.
Wir haben noch ein letztes Interview mit der beeindruckenden Dani Woytewicz über ihre Arbeit und werden uns demnächst einem anderen Thema hier widmen. Es wird etwas mehr um die Zukunft gehen.
Interview: Dani Woytewicz (COSMO, ehem. Funk)
Dani Woytewicz arbeitete bis August 2021 als Head Of Formatentwicklerin und Social Media Strategin in der Funk-Redaktion des WDRs in Köln. Aktuell ist sie strategische Formatentwicklerin und Change Managerin im Digitalisierungsprozess von COSMO, wo sich COSMO künftig vom Radiosender zur Medienmarke entwickeln wird.
Für ihre Arbeit bei “Karakaya Talk” wurde sie letztes Jahr mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Dieses Jahr erhielt sie den Axel-Springer Preis für den Podcast “KOHL KIDS - Leben mit der Einheit” für Idee, Konzept & Formatentwicklung. Derzeit schreibt sie zusammen mit anderen Kolleg:innen aus den öffentlich-rechtlichen Sendern privat an einem Buch über Formatentwicklung für Social Media und schreibt einen Newsletter über kreative Instagram-Formate.
Was ist deine (oder eure) Definition von Innovation?
Für mich gibt es nicht DIE EINE Definition von Innovation. Das ist ein sehr weites Feld und begegnet uns im Redaktionsalltag in den verschiedensten Formen. Das kann ein einzelnes Video für Youtube sein, eine Idee für einen Instagram-Account, das Umstrukturieren von ganzen Medienhäusern oder Redaktionen oder ganz klassisch: neue, geile Technik. Innovationen gibt es auf verschiedenen Leveln - das kann von klein bis super groß gedacht sein.
Also: Alles kann, nichts muss?
Doch, doch ein paar Eckpfeiler würde ich schon setzen. Meine “Top 3 - Das darf bei Innovationen nicht fehlen!” sind (Listicle-Style! Yeah.):
Flexibilität: Innovation ist für mich in erster Linie ein Prozess - im Digitalen darf und muss man sich stets weiterentwickeln - mit den Nutzer:innen der eigenen Produkte, im Team aber auch mit der Technik der Plattformen.
Mut: Zum Scheitern. Aus Fehlern zu lernen. Zu investieren - vor allem in Menschen. Und last but not least: zu irritieren - denn das lösen neue Ideen oft und gerne aus.
Diversität: Mein Credo: Wer immer im gleichen Kanon singt, bringt nie neue Ideen hervor. Es braucht verschiedene Blickwinkel, verschiedene Meinungen und verschiedenen Backgrounds, um innovativ zu sein. Ein interdisziplinäres Team ist also die Base.
Wie würdest du die Beziehung zwischen dir, deinem Team und eurer Mutterorganisation beschreiben?
Wir (die Funk-Projektredaktion des WDR) sind Teil des Programmbereichs Internet des Westdeutschen Rundfunks, der von Stefan Moll geleitet wird. Wir sehen uns als Schnitt- und Koordinationsstelle aller Funk-Formate des WDR. Dabei arbeitet das funk-Büro im WDR zusammen mit der Funk-Zentrale in Mainz. Gemeinsam wird bei der Portfolio-Steuerung darauf geguckt, welche konkreten Zielgruppen auf welchen Plattformen entwickelt werden sollen. Im Programmbereich Internet werden einige funk-Formate direkt betreut wie zum Beispiel Glanz&Natur oder Hand drauf. Unsere Strategie ist es, coole aber vor allem für User:innen interessante und nützliche Formate für Funk an den Start zu bringen. Und natürlich durch die Arbeit für und mit Funk zu lernen. Diese Learnings sind wichtig für den gesamten WDR. Deswegen versuchen wir bei vielen Formaten mit Partner-Redaktionen zu arbeiten [z.B. reporter (WDR Newsroom), Mädelsabende (Programmbereich Kultur), UNLOCK (COSMO), NBA Overtime (Sportschau)].
Good 2 know: Wir sind noch gar nicht so alt. Die Redaktion wurde 2018 von Sebastian Göllner mit Hilfe von mir aufgebaut.
Was sind deine Ziele? Was wird von dir erwartet?
Durch Funk haben wir als Redaktion ein klares Ziel: Wir machen Inhalte für Menschen zwischen 14 und 29 Jahren, eingebettet in den öffentlich-rechtlichen Auftrag. Das bedeutet, dass es bei uns keine Werbung und keine Produktplatzierungen gibt. So können wir jungen Talenten ermöglichen, Inhalte zu erstellen, die unabhängig von finanziellen und politischen Einflüssen sind. Mehr dazu kann man hier lesen.
Aktuell arbeite ich als festangestellte Formatentwicklerin in der Funk-Redaktion des WDR. Ich bin dort sowohl für den Start neuer, als auch bereits bestehende Formate zuständig. Als Formatentwicklerin denke ich mir neue, innovative Formate fürs Digitale aus und helfe Ideen von anderen erfolgreich umzusetzen #knallhartesprojektmanagement. Denn ich möchte Menschen mit Inhalten begeistern. Mein Ziel ist es, journalistische Inhalte über neue Wege an mehr Menschen zu bringen. Ich möchte mit meiner Arbeit erreichen, dass sich Menschen informiert, unterhalten, empowered, verstanden oder weitergebildet fühlen.
Wie groß ist dein Team und welche Rollen haben die Mitglieder?
Das Projektmanagement-Team umfasst derzeit vier festangestellte Personen: Sebastian Göllner als Redaktionsleitung, Marie Ludwig als verantwortliche Redakteurin von Glanz&Natur und Bennet Fahr als Redaktionassistenz und Super-🧠. Dazu kommen noch freie Projektmanager:innen und Formatentwickler:innen, die bei den (Weiter-)Entwicklungen unterstützen.
Jedes unserer WDR-Funk-Formate hat außerdem ein eigenes “Team” rund um CvDs, Hosts, CoM-Manager:innen, Autor:innen, Distributionsmanager:innen etc.
Mit welchen Schwierigkeiten hast du am meisten im Alltag zu kämpfen und wie meisterst du diese?
Wie wahrscheinlich jedes großes Medienhaus gibt es viele geregelte Prozesse, verbunden mit Formularen und verschiedensten Ansprechpartner:innen - um dort neue Formate zu verankern, braucht man einen langen Atem. Am Ende zahlt es sich aber immer aus! Ich sage jedem Team am Anfang der Entwicklung: “Leute, das hier wird ein Marathon, kein Sprint. Teilt euch eure Energie gut ein! Zwischendurch gibt es auch ein paar Dextro Energy!”
“Leute, das hier wird ein Marathon, kein Sprint. Teilt euch eure Energie gut ein! Zwischendurch gibt es auch ein paar Dextro Energy!”
Was motiviert dich am meisten in deinem Job?
Klingt cheesy, ist es aber wirklich so: Dass ich Menschen mit Inhalten begeistern darf. Das ist ein Privileg! Und das sieht man auch direkt, wenn man auf Social Media arbeitet: Gefallen unseren Fans die Inhalte? Was sagen sie zum neuen Design? Mögen sie die Umsetzung des Themas? Das alles wird einem auf Social-Media direkt von der Community gespiegelt. Und dazu kommt noch das offene Feedback der User:innen. Das ist für mich Gold wert.
Wenn du in der Zeit zurückreisen könntest: Welches Buch hättest du gerne an deinem ersten Arbeitstag auf dem Schreibtisch gehabt?
Natürlich das Buch, welches ich gerade mit drei Kolleg:innen in meiner Freizeit schreibe (Mara Wecker, Kevin Schramm, Sebastian Göllner)! Das hätten wir gerne am Anfang unserer Formatentwickler:innen-Karrieren in den Händen gehalten. Den Formatentwicklungsprozess mussten wir uns mühsam Stück für Stück selbst erarbeiten und dabei auch einige Hürden und Rückschläge überwinden. Wir wollen, dass andere von unseren Erfahrungen profitieren und ihre Formatideen Wirklichkeit werden lassen, die User:innen begeistern und inspirieren.
Kurzum: Das Buch soll ein praxisnahes Handbuch über professionelle Social-Media-Formatentwicklung werden, das Menschen helfen soll, ihre Ideen in Form zu gießen.
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